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Die Rheinfälle von Uhwiesen |
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Die Aussstellung "Die Rheinfälle von Uhwiesen" von Ueli Etter ist vom 14. Januar bis 3. März in der Gallerie Hubert Bächler zu sehen. |
'Der Rheinfall an sich hat mich eigentlich
nicht gross interessiert,' erzählt Ueli Etter auf die Frage,
warum er ausgerechnet eine der am meisten gemalten und fotografierten
Naturschönheiten unserer Region als Objekt für seine Arbeit
wählte. 'Spannender finde ich die Umgebung, besonders die Buechhalde
oberhalb des Rheinfalls, von der praktisch keine Zeichnungen oder
Fotos existieren.' Die reale Situation vor Ort sei für ihn nie im
Mittelpunkt gestanden, darum habe er auch den grössten Teil seiner
Bilder aus dem Gedächtnis in Tel Aviv entworfen, wo Ueli Etter
seit zehn Jahren wohnt. 'Ich habe lediglich ein paar offene Fragen im
Internet recherchiert.' Dachsemer Badi Dass Ueli Etters Erinnerungen auch nach jahrzehntelangem Leben im Ausland noch ziemlich genau sind, zeigen seine Zeichnungen, die er zum Teil schwarz-weiss, zum Teil zwei- und dreifarbig ausführte. Sie geben seine spezielle Sicht auf die Gegend rund um den Rheinfall wieder, denn Etter ist in Uhwiesen aufgewachsen und hat als Kind und Jugendlicher sehr viel Zeit ober- und unterhalb des Rheinfalls verbracht. So stellt eine Tuschzeichnung, die auch das Titelblatt der gedruckten Ausgabe der 'Rheinfälle von Uhwiesen' bildet, eine Sammlung von Kindheitserinnerungen dar, angefangen bei den überdimensionierten Umkleidekabinen in der Dachsemer Badi bis zum ebenso imposanten Grenzstein im Nohl oder dem kapitalen Hirsch neben dem klitzekleinen Geburtshaus des bekannten Psychiaters C.G. Jung in Laufen, wo Jungs Vater Pfarrer war. Das Pfarrhaus hat den jugendlichen Ueli Etter offenbar mehr inspiriert als das Schloss Laufen oder die Laufener Kirche; sie fehlen beide auf der Zeichnung. Dafür scheinen ihn die Industriebauten der SIG besonders beeindruckt zu haben. Sie nehmen auf dieser wie auch auf einer anderen Zeichnung einen zentralen Platz ein, ebenso die Passerelle über die Bahnlinie nach Zürich beim Industrieplatz. 'Ich habe ihn jeweils an der Hand meiner Mutter überquert, als wir noch zu Fuss nach Neuhausen zum Einkaufen gingen.' Die Familie, genauer gesagt der Bruder, gab Ueli Etter den Anlass, sich intensiver mit dem Rheinfall zu beschäftigen. 'Ich habe zuerst meinem Bruder Moritz eine Zeichnung zum Geburtstag gemacht.' Auf Einladung des Flaacher Verlegers Theo Hurter entstand in der Folge eine ganze Serie von Rheinfall-Zeichnungen, die jetzt in Zürich zu sehen ist und zudem in einer limitierten Auflage in Hurters 'Reihe ohne Namen' als Büchlein im C5-Format gedruckt wurde. Apropos 'Rheinfälle von Uhwiesen': Wie ist Etter auf diesen etwas merkwürdigen Titel für seine Zeichnungen gekommen? 'Er ist natürlich ironisch gemeint. Wenn man vom Rheinfall spricht, dann kommen viele lokalpatriotische Gefühle hoch. Meistens steht Neuhausen im Mittelpunkt, das sogar den Rheinfall im Ortsnamen trägt. Ich wollte, wie der Untertitel Ðselten gesehene Ansichtenð zeigt, nun die Uhwieser Sicht ins Spiel bringen, und weil ich verschiedene Aspekte des Uhwieser Ufers darstelle, steht der Rheinfall in der Mehrzahl.' Diese Begründung verrät gleichzeitig Vertrautheit und Distanz und passt zum Leben des bald 49-jährigen Ueli Etter. Er hat schon mit 18 die Schweiz verlassen und in Berlin an der Hochschule der Künste eine Ausbildung begonnen, ohne sich aber einen Abschluss zu erwerben. Früh kam er in Kontakt mit der schrägen Kunstszene in der damals noch geteilten Stadt, machte bei Strasseninstallationen und Filmprojekten mit. Dabei bewies er seine Vielseitigkeit, die ihm das Leben zuerst in Berlin und später in Tel Aviv erleichtern sollte. Etter arbeitet nicht nur mit den verschiedensten Materialien und Kunstformen, sondern verdiente sich auch als Bühnenbildner und als Designer von Inneneinrichtungen seine Brötchen. 'Ich habe irgendwann realisiert, dass ich vom Kunstbetrieb allein nicht leben kann; ich wollte aber auch kein ÐStipendien-Jägerð werden, darum habe ich mich seit meinem Umzug nach Tel Aviv etwas mehr auf gestalterische Aufträge konzentriert.' Stichwort Tel Aviv: Wie kommt der 'Goim' (Nichtjude) Ueli Etter dazu, nach Israel zu ziehen und dort zu leben und zu arbeiten? Die Antwort ist einfach: Ausschlaggebend war sein Partner Moshe, den er in Berlin kennengelernt hatte. Moshe stammt aus Tel Aviv, wo er als selbständiger Internetdesigner arbeitet. Etter folgte ihm in die israelische Metropole, die er inzwischen mehr schätzt als seinen früheren Wohnort Berlin. Der Grund: 'Tel Aviv ist eine sehr offene Stadt und nicht ein solcher Moloch wie Berlin. Ausserdem habe ich in Tel Aviv bessere Chancen, denn in Berlin gibt es inzwischen zu wenig Geld für viel zu viele kreative Leute. Trotzdem bin ich immer wieder gerne in Berlin zu Besuch und kann dort auch auf einen Galeristen zählen, der meine Arbeit regelmässig ausstellt.' Und die politischen Spannungen zwischen Israelis und Arabern einerseits und innerhalb der israelischen Gesellschaft andererseits? Bekommt sie Etter in seinem Alltag mit? 'Ich lese jedes Wochenende die englische Ausgabe von ÐHa'aretzð, bin also relativ gut informiert. Die Komplexität der Probleme und ein gewisser lokaler Fatalismus haben mich allerdings zur Überzeugung gebracht, dass es für mich besser ist, mich rauszuhalten.' Etter und sein Partner Moshe wohnen und arbeiten in einem Viertel, in dem ein Drittel der Bewohner israelische Araber sind. 'Wir haben folglich mehr mit Palästinensern zu tun als etwa mit ultraorthodoxen Israeli.' Dass Etter ein Ausländer ist, kommt ihm dabei zu Hilfe, ebenso seine Zurückhaltung. So hat er nie versucht, sich im kommerziellen Kunstbetrieb Tel Avivs zu etablieren. 'Als ich nach Tel Aviv zog, war ich bereits in einem Alter, in dem es nicht mehr so leicht ist, an einem neuen Ort Fuss zu fassen.' Ausserdem sei die Kunstszene Israels relativ klein und geschlossen. Sie stehe oft im Dienste einer politischen und religiösen Richtung, 'die nicht meinem Kunstverständnis entspricht. Ich konzentriere mich darum lieber auf Deutschland und die Schweiz und arbeite in Tel Aviv vorwiegend als Gestalter.' Etters Erfahrungen als Bühnenbildner und als Designer waren dabei sehr nützlich. So hat er inzwischen in Tel Aviv die Inneneinrichtung von zwei Modegeschäften gestaltet und sich auf das Bedrucken von Stoffen verlegt, die er selber entwirft und produziert. Sie dienen verschiedenen Verwendungszwecken, 'von Vorhängen bis zu T-Shirts'. Und dazwischen also 'die Rheinfälle von Uhwiesen': Sind sie ein Zeichen dafür, dass sich Ueli Etter im Alter eine Rückkehr nach Schaffhausen vorstellen könnte? Er habe keine konkreten Pläne, so die Antwort. Zudem müsste er in der Schweiz wieder von Null anfangen. Ueli Etters Leben dürfte sich also weiterhin zwischen Tel Aviv und Berlin abspielen, mit gelegentlichen Abstechern in die Schweiz zu seiner Familie und seinen alten Freunden, zu denen auch der Galerist Hubert Bächler gehört, mit dem Ueli Etter einst in Uhwiesen die Schulbank drückte. Ueli Etter, Die Rheinfälle von Uhwiesen, Galerie Hubert Bächler, Marmorgasse 9, Zürich. Vernissage: Freitag, 13. Januar 2012, 18 Uhr. Die Ausstellung dauert bis zum 3. März. Öffnungszeiten im Internet. |
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