SN of January 20-25, 2020
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Schaffhauser Nachrichten vom 20. Januar, 2020
Schaffhauser Nachrichten vom 20. Januar, 2020
Schaffhauser Nachrichten vom 21. Januar, 2020
SN
vom 20. Januar
Ein Brauch zieht alle an - und das gleich mehrfach. Das Geschehen zu
Hilari zieht die Bewohner der drei Zürcher Gemeinden im Norden
des Kantons, nahe der Grenze zu Schaffhausen, in Scharen an, auch
2020 durfte sowohl den Veranstaltern wie auch den Besuchern dank des
trockenen und freundlichen Wetters als Erfolg in Erinnerung bleiben. Und
der Hilari bietet den entsprechenden Vereinen und ihren Mitgliedern die
Möglichkeit, dem Schalk und der Kreativität freien Lauf zu
lassen und dabei Verkleidungen zu kreieren, die jedes Jahr aufs Neue
verblüffen.
Die Sage, auf welcher der Brauch basiert, darf durchaus, wie es die
Festlichkeiten ebenfalls mit sich bringen, mit einem Augenzwinkern
verstanden werden: Flurlingen, Laufen-Uhwiesen sowie Feuerthalen mit dem
Ortsteil Langwiesen dürfen jedes Jahr im Januar Hilari feiern, weil
vor langer Zeit die Bauern aus diesen Dörfern dem Burgfräulein
im Schloss Laufen zu Hilfe eilten. Bertha von Laufen wurde damals vom
bösen Ritter Hugo bedrängt. Die herbeigeeilten Bauern vertrieben
ihn und sei- ne Gefolgschaft. Als Dank schenkte Bertha den Gemeinden je
einen Teil des schönen Kohlfirstwaldes, je nach der Anzahl Bauern,
die zu Hilfe eilten: Laufen-Uhwiesen erhielt 600 Jucharten, Flurlingen
und Feuerthalen-Langwiesen erhielten je 300 Jucharten. Bertha und jenen
Ereignissen zu Ehren wird heute noch jedes Jahr am Namenstag des Hilarius
gefeiert.
Von den anderswo üblichen Fasnachtsbräuchen unterscheidet sich
der Hilari dadurch, dass sich anstelle der sonst gebräuchlichen
"Bööggen" die "Luntschen" herumtreiben, die wohl verkleidet und
-geschminkt sind, jedoch keine Masken -tragen. Spezielles Schulhausfest
Der Startschuss erfolgte traditionell mit der Flurlinger
Gemeindeversammlung, bei der letzten Mittwoch mehr als 200 Personen
zusammenkamen und die von den "Heiselern" vorgetragene Schnitzelbank und
der Umtrunk dominierten (siehe SN vom 17. Januar). Tags darauf konnte
man sich das erste Mal auch in Feuerthalen im Rahmen des Hilari-Treibens
verzaubern oder besser gesagt verköstigen lassen. Nur alle drei
Jahre findet das Schulhausfest statt, bei dem das Schulhaus Stumpenboden
von den Schülern und der Lehrerschaft festlich ausgeschmückt
wird. Ein Gewusel sondergleichen spielte sich so im temporären
"Shopping-Center C(h)oolfirst" schon kurz nach Beginn um 17 Uhr ab:
Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrer konnten die Verkleidungen,
Spielmöglichkeiten und Dekors der anderen so im Rundgang bestaunen.
Zurück in Flurlingen: Am selben Donnerstagabend sind merkwürdige
Laute zu vernehmen: "Gläris-Tag-juhee - und nonemol juhee - und
nonemol das Gleiche - Gläris-Tag-juhee he he", das Einläuten
steht auf der Tages- bzw. Nachtordnung. Viel Schlaf bleibt den Beteiligten
und Anwohnern am Hilari-Wochenende nicht: Am Freitagmorgen ab 4 Uhr
dann die "Tagwache" mit Trommeln, Glocken und Trompeten oder einfach mit
allem, was Lärm macht. Was den Flurlingern der Schülerhilari
mit Guggenmusik, ist in Laufen-Uhwiesen die "Budenstadt", Unterhaltung
für die Kleinsten, insbesondere für Kindergärtler und
Primarschüler der Höhepunkt.
Am Freitagabend dann die Übernahme des Zepters durch die Erwachsenen.
"Seit einigen Jahren ist unser #Weisch no...?#-Ball für alle
zugänglich, und es ist wirklich toll, wie die Sekundarschüler
diesmal im Service ausgeholfen haben", heisst es bei Luca D'Ascanio,
Präsident des Hilarivereins in Feuerthalen. In Laufen-Uhwiesen zogen
die "Luntschen" ab dem Gasthof Hirschen durch die Gassen, parodierten
dabei mit ihren Verkleidungen spezielle Ereignisse des letzten Jahres,
hier dominierte die Planung der neuen Bushaltestellen im Dorf.
Der Samstag stand dann im Zeichen der Verabschiedung. Die zum Teil
politisch gefärbten Samstagsumzüge läuteten den Abschluss
ein. Diana Manera, Präsidentin des Hilarivereins Flurlingen: "Wir
hatten dieses Jahr 40, 50 Kinder zusätzlich beim Schülerumzug,
das war wirklich schön." Als Schluss- und Höhepunkt dann wie-
derum das Verbrennen des Feuerthaler "Böög", in Flurlingen
musste der "Hilarimaa" dran glauben; ein symbolisches Abfackeln des
bösen Ritters Hugo. Ebenso in Flurlingen wurde am Abend zum ersten
Mal der "Hilarius"-Preis vergeben (siehe "Nachgefragt" links).
20
Januar
Hilari ist wieder Geschichte. Die OK-Präsidenten zeigen sich
überaus zufrieden mit ihren Veranstaltungen. Mit der Verbrennung des
Hilarimannes ging auch der diesjährige Hilari zu Ende. In Langwiesen
ist gestern Abend mit der Abdankung und dem Verbrennen des Hilarimannes
der Hilari 2020 zu Ende gegangen. OK-Präsident Manuel Egloff zieht
gegenüber Radio Munot ein positives Fazit. Es seien viele Gäste
an den Hilari gekommen und es kam zu keinen grossen Zwischenfälle.
Ebenfalls positive Fazits zogen die OK-Präsidenten der Hilaris
Laufen-Uhwiesen und Feuerthalen.
SN:
Lange wurde am vergangenen Freitag und Samstag gefeiert, bis spät in
die Nacht und den folgenden Morgen hinein. Doch ausgerechnet der Hilari
2020, für viele Einwohner, insbesondere den jugendlichen, in den drei
nördlichsten Zürcher Gemeinden der erste Höhepunkt des
Jahres, sollte einigen Schülern der Sekundarschule Kreis Uhwiesen
nicht gut tun. Waren letzte Woche schon erste Fälle der aktuellen
Grippewelle in der Schweiz im Raum Schaffhausen und im Zürcher
Weinland zu verzeichnen, so traf es diese Woche mehr Personen im Uhwieser
Schulumfeld als erwartet, und mehr Schüler als jemals zuvor.
Den Schülern wurde dabei im Vorfeld mit auf den Weg gegeben,
diesen Montag trotz Hilari vollzählig zum Schulunterricht zu
erscheinen und nicht zu schwänzen. Dieser Aufforderung wurde auch
grösstenteils nachgekommen. Doch bereits ab Dienstag mussten sich
mehr und mehr Schüler abmelden, zu stark der Krankheitseinfluss. "Zum
Teil kamen die Schüler am Vormittag noch wie immer in die Schule,
konnten dann ab Mittag aber einfach nicht mehr weitermachen", sagt
der zuständige Schulleiter Thomas Weibel. Der Übelkeit, den
Kopfschmerzen, dem starken Schnupfen musste Tribut gezollt werden:
Bis Donnerstag meldeten sich -Eltern von mehr als 70 der insgesamt
146 Schüler mit schlechten Nachrichten bei der Schulleitung. Der
Unterricht wurde in der Zwischenzeit ohne grössere Umstellungen
weitergeführt. Baldige Entspannung in Aussicht
Auch wenn die Hilari-Feierlichkeiten keine direkte Schuld trifft: Der
längere Aufenthalt im Freien bei nasskaltem Wetter, kombiniert mit
stärkerem und häufigerem Körperkontakt auf engstem Raum,
bot diesmal gute Voraussetzungen, damit sich das Grippe-Virus schneller
verbreiten konnte.
Einen derartig starke und überfallmässige Grippewelle
ist jedoch an der Sekundarschule Kreis Uhwiesen bisher noch nie
registriert worden. Schulleiter Thomas Weibel erklärt: "Es gab
innerhalb der letzten zehn, zwölf Jahre einmal einen Winter mit
etwa 30 kranken Schülern. Das gehört ja meist zum Schulalltag
dazu. Mir fällt einfach auf, dass diese Grippe jetzt besonders junge
Leute befällt. Von den Lehrpersonen war bis heute beispielsweise
niemand davon betroffen." Die Schule traf bereits in der Vorwoche
erste Vorsichtsmassnahmen. Aktuell wird von Schulseite weiterhin
regelmässiges Händewaschen propagiert und verstärkt
Hände-Desinfektionsmittel eingesetzt.
Die Malaise an der Sekundarschule Uhwiesen scheint ihren Zenit
glücklicherweise bereits erreicht zu haben; so schnell die Grippe um
sich greift, so schnell lässt sie auch wieder los. Stand gestern
Freitag mussten noch 63 Schüler dem Unterricht zwangsweise
fernbleiben. Kommende Woche sollte sich der Unterricht gemäss
Aussage der Schulleitung wieder normalisieren.
Die aktuelle Anzahl Grippefälle in der Schweiz liegt nach
Einschätzung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) erst kurz
seit Jahresbeginn wieder über dem Schwellenwert. Dabei fanden
in der Schweiz wegen Grippebeschwerden zuletzt 120 Konsultationen pro
100'000 Personen statt (Stand 22. Januar). In der Vorwoche waren es 95
Personen; der Schwellenwert liegt bei 70 Personen. Zurzeit zirkulieren
Grippeviren der Subtypen A (H1N1) und A (H3N2) sowie der Influenza B-Linie
"Victoria". Diese werden durch die Grippeimpfstoffe abgedeckt. Im
Kantonsspital Schaffhausen sind derzeit einige Patienten aufgrund der
Grippe (Influenza A) hospitalisiert, darunter auch einzelne schwere
Fälle. Aufgrund der Ausbreitung der Grippewelle rechnet man hier
in den nächsten Wochen mit weiteren Patienten, die stationär
behandelt werden müssen.