Programm 2002-2003
Hier sind Screenshots dieser primitiven ersten Webseiten:
Die SN hat | einen Artikel über Erna Weckerle,
die seit dem Anfang das Programm der Seniorenuni geleitet hat:
Sie hat 500 Referate organisiert "Ich wollte lernen, verstehen, wissen":
Programmchefin der Seniorenuni gibt nach 25 Jahren ihren Posten ab
25 Jahre lang hat Erna Weckerle die Seniorenuniversität Schaffhausen
als Programmchefin geleitet. Am kommenden Montag gibt sie ihr Amt in
neue Hände. Ein Gespräch über Wissensdurst, geistige
Abenteuer und das lebenslange Staunen.
Die Seniorenuniversität ist eine Institution in der Schaffhauser
Bildungslandschaft. Seit 25Jahren öffnet sie mit hochkarätigen
Referaten die Türen zur wissenschaftlichen Welt. Erna Weckerle
hat die Seniorenuni mitbegründet und als Programmverantwortliche
federführend geprägt. Mit 84Jahren tritt sie zurück,
hier ist ihre Bilanz.
Frau Weckerle, sind Sie ein neugieriger Mensch?
Erna Weckerle: Ja, das bin ich!
War diese Neugier die Grundlage für Ihr langes Engagement bei
der Seniorenuni?
Das könnte man so sagen. Meine Neugier war meine Motivation.
Sie haben selber nicht studiert. Wollten Sie etwas nachholen?
Ja, wahrscheinlich war das tatsächlich so. Ich hatte schon immer
diesen Drang, Neues zu entdecken, bereits als Kind gab es diesen
Wissensdurst. Mein Leben lang habe ich mich für ganz vieles
interessiert. Und lernen, verstehen, wissen: Das will ich auch heute noch.
Was ist die Seniorenuniversität Schaffhausen?
Die Schaffhauser Seniorenuniversität wurde 1998 gegründet,
der erste Vortragszyklus startete im Februar 1999. Die Seniorenuni
ist als Verein organisiert, Patronatsgeber ist die Universität
St.Gallen. Der Besuch der Seniorenuni steht allen Interessierten
offen, unabhängig von Schulbildung und Alter. Pro Jahr werden
rund 20 Referate angeboten, das Abonnement kostet 250Franken, der
Einzeleintritt 20Franken. Kommenden Montag wird der laufende Zyklus
beendet, im nächsten Herbst geht es mit den Vorträgen und
einem neuen Vorstand weiter.
Vom Wissensdurst zur Gründung einer Seniorenuni ist es dann aber
doch noch ein Stück Weg. Wie kam es dazu?
Über den ehemaligen Stadtrat Werner Widmer hörte ich, dass
man in der Stadt über eine solche Einrichtung nachdenke. Ich hatte
damals schon ähnliche Bildungsangebote in Zürich und Basel
besucht und war von der Idee begeistert. Also signalisierte ich sofort,
dass ich mich engagieren würde. Ich war der Meinung, das braucht
es in Schaffhausen - die Wissenschaften haben mich einfach fasziniert.
Als Programmchefin haben Sie von der Astronomie bis zur Zahnmedizin
das ganze wissenschaftliche Spektrum abgedeckt. Wie behält man da
den Überblick?
Ich lese täglich drei Tageszeitungen
darunter die SN, hoffe ich.
Ja, die SN, die NZZ und den Tagi. Und dazu die Zeitschriften von ein paar
Unis. Alles was ich spannend und geeignet für die Seniorenuni finde,
sammle ich. Das gibt dann schnell einen grossen Haufen. Das mache ich
übrigens auch jetzt noch, aus lauter Gewohnheit, obwohl ich nichts
mehr organisieren muss - irgendwie kann ich nicht anders.
"Viele Menschen meiner Generation hatten wenig Chancen auf eine
höhere Bildung - Frauen ganz im Besonderen."
Welche Ideen und Gedanken haben Sie beim Zusammenstellen des
Vortragsprogramms begleitet?
Viele Menschen meiner Generation hatten wenig Chancen auf eine
höhere, vielleicht sogar universitäre Bildung - Frauen
ganz im Besonderen. Ich habe mir gedacht, die wollen doch auch
etwas wissen! Damals war ich ja auch noch Präsidentin in der
"Arbeitsgemeinschaft Frau und Politik" und verfolgte in der lokalen
Politik ähnliche Ziele. Frauen, so lautete unsere Überzeugung,
sollten teilhaben und mitbestimmen können, an dem, was um uns herum
passiert. Und das unabhängig davon, wie sich ihre gesellschaftliche
und familiäre Situation gerade präsentiert. Ich wollte
Türen öffnen, helfen, etwas tun. Das hat mich angetrieben. Zudem
habe ich ja selber so viel profitiert: Etwas Neues lernen und entdecken,
das war wie ein Abenteuer für mich!
An der Seniorenuniversität sind viele namhafte Referentinnen und
Referenten aufgetreten
Ja, all diese Kontakte an den Universitäten, das war schon sehr
bereichernd. Mir schien auch, dass es nicht nur für mich wichtig
sei, dass man Wissenschafter persönlich kennenlernen kann. Solche
Begegnungen, dachte ich, fördern das gegenseitige Verständnis
und die Akzeptanz der wissenschaftlichen Arbeit in der Gesellschaft. Ich
sage auch zu den Professoren, wenn ich mich bei ihnen persönlich
bedanke, dass ich es wichtig finde, dass sie zu uns kommen. Ihre Forschung
wird zu grössten Teilen von Steuergeldern finanziert, da steckt
doch auch eine Art Verpflichtung darin. Zum Glück referieren sie
sehr gerne bei uns. Das ist wunderbar bei euch, sagen sie, alle sind
interessiert, das ist kein Vergleich zur Uni.
Was auffällt: An den Vorlesungen nehmen mehr Frauen als Männer
teil.
Es kommt ein bisschen aufs Thema an
Aber grundsätzlich stimmt die Beobachtung doch schon.
Vielleicht ist es das, was ich vorher meinte: Es gibt Frauen in unser
Gesellschaft, die etwas nachholen wollen. Der Chefarzt Orthopädie
des Kantonsspitals an der Senioren-Uni: Vorbeugen ist die beste
Medizinpaywall-status Artikel vom 19. März 2024
Oder sind Frauen einfach grundsätzlich interessierter?
Meinen Sie? Ich weiss es nicht und kann nur für mich sprechen:
Ich habe sieben Enkel und vier davon studieren schon. Da möchte
ich am Puls bleiben und mitdiskutieren können.
"Seniorenuniversität" tönt schon etwas elitär. Ist das
keine Schwelle für alle, die nicht das Privileg hatten, zu studieren?
Ich denke nicht. Die meisten in unserem Publikum sind 55 oder
älter. Da hat man schon einiges erlebt und unbegründete
Ängste oder Befürchtungen hinter sich gelassen. Zudem wissen
auch die Referentinnen und Referenten, dass sie ihren Gegenstand
allgemein verständlich machen müssen. Es ist ja klar: Niemand
kann erwarten, dass im Publikum lauter Experten sitzen.
Haben sich die Interessen des Publikums im Laufe der Jahre verändert?
Bestimmt. Wir haben von Anfang an versucht, die aktuellen
gesellschaftlichen Diskussionen in die Seniorenuni hineinzutragen. Aber es
gibt auch Konstanten: Für medizinische Themen gibt es beispielsweise
immer ein Publikum.
Weil man für sich selber Rat sucht?
Vermutlich schon. Man kann ja auch immer Fragen stellen. Im Plenum
oder ganz am Ende im persönlichen Gespräch. Es gibt nach den
Referaten oft eine kleine Schlange mit Leuten, die noch etwas auf dem
Herzen haben.
"Unsere Unabhängigkeit zeichnet uns aus: Mir standen alle
Türen offen, ich konnte fragen, wen ich wollte."
Seniorenuniversitäten gibt es auch in Universitätsstädten
wie Bern, Basel oder Zürich. Was zeichnet da die Schaffhauser
Seniorenuni aus?
Unsere Unabhängigkeit! Weil wir keiner Universität angeschlossen
sind, waren wir auch niemandem verpflichtet. Uns standen alle Türen
offen, ich konnte fragen, wen ich wollte.
Das ist toll. Aber brauchte es dafür auf der anderen Seite auch
ein bisschen mehr Überredungskunst, um einen Referenten oder eine
Referentin zu gewinnen?
Ich hatte Glück, meist war es gar nicht so schwer. Vielleicht hat
es sich auch herumgesprochen, dass man in Schaffhausen auf interessierte
Menschen trifft.
25Jahre sind eine lange Zeit. Woran erinnern Sie sich besonders gern?
An das, was wir im Laufe der Jahre miteinander alles gemacht und
ausprobiert haben. Es gab neben den Vorträgen Seminare, Diskussionen,
grosse Sammelaktionen und ein Philosophen-Café. Und auch heute
noch hat die Seniorenuni eine wichtige soziale Komponente: Man trifft sich
vor oder nach den Referaten zu einem Kaffee und redet und diskutiert. Da
sind im Laufe der Jahre viele Freundschaften entstanden.
Sie waren als CVP-Kantonsrätin eine der ersten Frauen im Parlament,
Sie haben Frauen ermutigt, wichtige Rollen in der Gesellschaft zu
übernehmen, und haben selbst neben der Seniorenuni verschiedene
weitere Organisationen geleitet. Gibt es da ein inneres Band, das diese
Engagements miteinander verknüpft? Wie passt das alles zusammen?
Ich weiss es auch nicht, das ist einfach meine Art. Ich bin immer noch
neugierig, interessiere mich, staune - und ärgere mich manchmal
auch über Dinge, die irgendwie nicht richtig laufen. Das Thema
in der Seniorenuni: Muskelgesundheit im Alter und welche Lebensmittel
helfenpaywall-status Artikel vom 13. März 2024
Ich muss genauer fragen: 25Jahre Programmchefin der Seniorenuni,
500 Referate organisiert - wie hält man das durch, hatten Sie nie
einen Hänger?
Nein.
Nein?
Nein, wirklich nicht! Es war der Wissensdurst, der mich angetrieben hat.
Das war der Schub hinter allem und während der ganzen Zeit. Es war
nicht schwer, etwas zu tun.
Was haben Sie in 25Jahren Seniorenuni eigentlich gelernt?
Tausend wunderbare und sehr viele nützliche Dinge. Und dass es sich
lohnt, sich zu engagieren.
Und über sich selbst?
Am stärksten ist dieses Gefühl: Ich habe es gern gemacht. Ich
habe es einfach sehr, sehr gern gemacht.
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