Er ist eine der beliebtesten Touristenattraktionen der Schweiz. Tausende
Besucher aus der ganzen Welt zieht der Rheinfall bei Neuhausen
jährlich an. Jetzt droht der grösste Wasserfall Europas zu einem
Mini-Wasserfall zu verkommen. Die Rheinkraftwerke Neuhausen AG planen
ein neues Wasserkraftwerk am Rheinfall. Bis zu einem Fünftel weniger
Wasser würden dann über die Felsen stürzen. "Der Rheinfall
ist ein einmalig attraktiver Standort für ein Wasserkraftwerk",
sagt Martin Steiger, Verwaltungsratspräsident der Rheinkraftwerke
Neuhausen AG, gegenüber der Nachrichtensendung "10vor10". Doch
wolle er den Rheinfall auf "keinen Fall trockenlegen". Steiger ist
sich bewusst, dass die entnommene Wassermenge den touristischen Wert
nicht zu stark schmälern dürfe. Deshalb kann er sich auch
vorstellen, dass bei Nacht mehr Strom produziert werden könnte.
Dass das stolze Wahrzeichen dabei zu einem Mini-Rheinfall wird, muss
auch Steiger eingestehen. "Bei Nacht gibt es aber auch kaum Touristen am
Rheinfall." Die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission
hat bereits grünes Licht gegeben, einen Fünftel des Wassers
des Rheinfalls anzuzapfen. Damit hat das Projekt die erste wichtige
Hürde genommen. "Die Kommission geht davon aus, dass eine vertretbare
gesamthafte Entnahmemenge von 20 Prozent des Mittelwasserabflusses nicht
übersteigen sollte, damit der Erlebniswert nicht geschmälert
wird", schreibt sie zum Projekt der Mehrnutzung des Rheinfalls und den
Ausbauplänen der Rheinkraftwerke Neuhausen. Doch jetzt regt sich
Widerstand. Stefan Kunz von der Gewässerschutzorganisation Aqua
Viva-Rheinaubund ist empört über die Pläne: "Für uns
ist der Rheinfall absolut unantastbar, es handelt sich um ein einmaliges
Naturdenkmal", so Kunz gegenüber "10vor10". "Wir müssen uns
wirklich fragen, ob wir den Rheinfall für die Stromproduktion
opfern wollen." Den grössten Wasserfall Europas anzuzapfen
sei ein "absoluter Tabubruch", so der Gewässerschützer.
Damit das Projekt gebaut werden kann, muss der Kanton Schaffhausen den
Rheinschutz lockern. Die Vorlage kommt in den nächsten Wochen vor
das Schaffhauser Parlament.
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