06. Juni 2016
Schweiz als Pionierin im Seilbahnbau |
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SRF Artikel: Schaffhausen im Jahre 1866
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SRF
Bildlegende: Personenbahn der Wasserwerke Schaffhausen Stadtarchiv>
SRF Zeitblende:
Die Schweiz ist Pionierin im Seilbahnbau - seit 150 Jahren
Schaffhausen im Jahr 1866. Eines schönen Tages steigen zwei
Männer in eine kleine Kiste. Sie hängt an einem Drahtseil und führt
über den stiebenden Rhein. Die beiden Angestellten der Wasserwerke Schaffhausen
lassen sich in dieser Kiste drin zur Arbeit bringen- über den
Fluss zum Turbinenhaus.
Was die beiden vielleicht gar nicht wussten: sie haben
Verkehrsgeschichte geschrieben. Denn es war das erste Mal, dass eine
Seilschwebebahn in Betrieb war in Europa, vielleicht sogar auf der
ganzen Welt. Der langjährige Radio-Journalist Heinz Schild hat
ein Buch geschrieben ("Visionäre Bahnprojekte. Die Schweiz im
Aufbruch") und weiss, was solche Projekte über den aktuellen
Zeitgeist aussagen.
SRF vom April
2016:
Es war nicht die erste Idee, wie man die Wasserkraft des Rheins nutzbar
machen konnte. Aber die gewagteste. Der Schaffhauser Uhrenfabrikant
Heinrich Moser (1805 - 1874) liess Mitte des 19. Jahrhunderts einen
Damm bogenförmig über den Rhein bauen.
Das Wasser, das so abgeleitet wurde, trieb eine Turbine an, die wiederum
über Drahtseile und grosse Räderwerke entlang des Rheinufers
die Maschinen in den ansässigen Betrieben zum Laufen brachte. Die
Industrialisierung Schaffhausens hatte begonnen. Neue Firmen entstanden.
In Russland ein Vermögen gemacht
In diesen Tagen ehrt die Stadt Schaffhausen Heinrich Moser und seine
Vision. Dabei wundert man sich, dass Moser, der den Damm zu grossen Teilen
selbst finanzierte, überhaupt so viel für seine Vaterstadt
getan hat.
Die Stadt Schaffhausen hatte ihm nämlich in jungen Jahren die von
ihm gewünschte Stelle als Stadtuhrmacher verweigert. Wutentbrannt
wanderte Moser aus, weil er sich respektlos behandelt fühlte. Er
machte dann in Russland als Fabrikant mit seinen Moser-Uhren ein
Vermögen.
Moser kehrte als gemachter Mann zurück und baute für sich
und seine Familie den Wohnsitz Schloss Charlottenfels über dem
Rhein. "Im Hinterkopf hatte er immer seinen Plan, wie man aus dem Rhein
Energie gewinnen kann. In seinem Tresor lagen bereits die Zeichnungen",
sagt Roger Nicholas Balsiger, der als Urenkel Mosers die Geschichte
seines Vorfahren eingehend studiert hat.
"Ihm ging es nicht darum, sich ein Denkmal zu setzen. Er war vielmehr
beseelt davon, seiner Heimat trotz der ganzen Vorgeschichte zu
wirtschaftlichem Aufschwung zu verhelfen. Moser war ein Patriot", ist
Balsiger überzeugt.
Der Moserdamm musste zwar immer wieder nachgebessert werden und lohnte
sich aus finanzieller Sicht für Heinrich Moser nicht. Das Bauwerk
hatte aber fast 100 Jahre - nämlich bis 1959 - Bestand, ehe es mit
Dynamit gesprengt wurde. An seiner Stelle steht heute das Schaffhauser
Rheinkraftwerk. Vom Moserdamm selbst sieht man heute nichts mehr.