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3. August 2008

Feuerzauber - Feuerdampf: Eine Impression zur Rheinfallbeleuchtung

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Von Marcus Knill


Fotoquelle: SN

Feuerzauber - Feuerdampf: Eine Impression zu Rheinfallbeleuchtung

Marcus Knill

Seit frühester Kindheit pilgerte ich oft zur obligaten Rheinfallbeleuchtung am 1. August. Ich wuchs im Elternhaus in Neuhausen am Rheinfall auf. So wie sich meine Ohren ans Tosen des Rheinfalls gewöhnt haben, so hatte auch für mich auch der Feuerzauber am 1. August am Rheinfall eine besondere Anziehungskraft ausgeübt. Die Flammennymphen, die bunten Funkenkaskaden, die riesigen Feuerblumen aber auch die ruhigen bengalischen Beleuchtungselemente faszinierten mich jedes Jahr von Neuem. Doch beobachtete ich die Rheinfallbeleuchtung bis anhin immer aus einer gewissen Distanz. Dieses Jahr begab ich mich nun zum ersten Mal mitten ins Zentrum des Geschehens. Ich suchte mir einen günstigen Platz aus vor der Schlossmauer im Laufen unmittelbar vor den Abschusspositionen einiger Raketen. Der Fall und der Felsen mit dem Rheinfallbecken hatte ich voll im Blickfeld. Ich ahnte nicht, dass dies für mich das eindrücklichste Erlebnis von allen Rheinfallevents werden würde.

Bereits die ersten Feuergarben deckten mein ganzes Gesichtsfeld ab. Ich wähnte mich im All, als ob ich durch ein Sternenmeer in den Himmel gezogen würde. Ein herrliches Gefühl. Die Abschussdetonationen, das Heulen der Raketen und die heftigen Detonationen weckten zwangsläufig Assoziationen: Ich habe zwar keinerlei konkrete Kriegserfahrung. Ich war noch nie in einem echten Feuergefecht an der Front. Die Kriegsbilder kenne ich lediglich aus gut gemachten Kriegs- und Dokumentarfilmen. In diesen Streifen ist jedenfalls auf dem Gefechtsfeld das Heulen der Raketen ähnlich zu vernehmen wie beim Rheinfallfeuerwerk. Es gibt auch im Krieg Feuerbälle am Nachtbilder. (Ich denke an die Abschussserien von Stalinorgeln) Das Heulen und Pfeifen von Granatkugeln wird in den Filmen ebenfalls zelebriert. Assoziationen an solche Sequenzen wurden mir so nahe am gesrigen Geschehen wach. Auch bei Bombardements kommt es zu eindrucksvollen optischen Feuerbildern. Beleuchtungskörper wurden im Krieg ebenfalls abgeschossen und schwebten lange am Himmel- das Gefechtsfeld erhellend. So wie am Rheinfall ist in allen Kriegsberichten auch von Feuerbällen, Rauchschwaden, Pulverdampf und Explosionen die Rede.
Im Unterschied zu den Lichtkaskaden im Krieg haben jedoch Feuerzauber und explodierende Raketen an der Rheinfallbeleuchtung keine zerstörerische Wirkung. Es gibt bei diesen friedlichen Raketen und Knallorgien weder Tote noch Verwundete oder Zerstörungen. Der Feuer- und Farbenzauber will die Zuschauer lediglich begeistern. Er lässt uns für einige Minuten den Alltag vergessen.
Vielleicht ist es gewagt, wenn wir es wagen, den Knall- und Feuerzauber über dem Rheinfall als "sublimierten Krieg" bezeichnen. Doch ist der Vergleich Krieg und Frieden im Zusammenhang mit dem friedlichen Feuerwerk bestimmt nachvollziehbar. Das Eintauchen in die Raketenwelt hatte jedenfalls für mich an diesem ersten August etwas Einmaliges, Packendes. Ich wähnte mich mitten in einer virtuellen Welt. Ich wurde für Sekunden, Minuten dem Alltag entrückt und konnte durch das direkte Erleben alles um mich vergessen. Nebenbei wurde mir dann auch doch gewahr, dass eine Frau neben mir wie nach einem Schock aus der Menschenmasse getragen werden musste. Ich wusste nicht, ab sie aus Angst, Panik oder durch die Knallerei geschwächt aus der Masse getragen werden musste. Das Martinshorn eines Krankenwagens machte mir hernach bewusst, dass auch ein friedliches Feuerwerk das Befinden eines Menschen negativ beeinflussen kann. Wer weiss, ob diese ältere Dame nicht in der Jugend von einem Kriegserlebnis geprägt war und die friedlichen Raketen in ihr wieder böse Assoziationen wach gerufen haben.



SN 2. AUG
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