Limmattalerzeitung of August 31, 2019
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Lange blickten lokale Politiker neidisch auf die Schaffhauser Seite des
Rheinfalls. Nun zieht Zürich nach und sucht einen neuen Betreiber,
der von Hotellerie und Gastronomie bis hin zu den Parkplätzen alles
aus einer Hand bietet.
Weil die Kantonsgrenze mitten durch den Rhein verläuft, betreiben
Zürich und Schaffhausen je eine Hälfte des touristischen
Angebots am Rheinfall. Die Touristen kümmert das indes nicht. Sie
wollen den grössten Wasserfall Europas sehen, allenfalls noch gut
essen und in einem bequemen Bett schlafen. Darum wurde vor fünf
Jahren die Rheinfall Betriebs AG gegründet, die auf Schaffhauser
Seite sämtliche touristische Anlagen aus einer Hand betreibt.
Auf der anderen Seite des Ufers kommt das nicht nur gut an. Vor allem
Kantonsräte aus dem Weinland kritisieren seit Jahren, dass das
touristische Potenzial des Rheinfalls auf Zürcher Seite nicht genug
ausgeschöpft wird und man bei der interkantonalen Zusammenarbeit
nicht vom Fleck kommt. Diese Kritik wird auch in dem Postulat laut,
das die drei Kantonsräte Markus Späth (SP) aus Feuerthalen,
Martin Farner (FDP) aus Stammheim und Benno Scherer (GLP) aus Uster
vor vier Jahren einreichten. Seit Donnerstag ist der Bericht des
Regierungsrats öffentlich, der zeigt, dass die Kritik angekommen
ist. Bereits umgesetzt wurde etwa die Forderung nach einem verbesserten
Besucherzugang von der Haltestelle Schloss Laufen am Rheinfall zum
Lift. Und auch das gemeinsame Ticketsystem ist schon Realität.
Ein Betreiber für alles gesucht
Später als geplant beginnt dafür der Umbau des Schlosses
Laufen. Dies, weil neben der ohnehin nötigen Gesamtsanierung auch ein
neues Betriebskonzept her soll. Die Details sind noch unklar. Sicher ist,
dass der Kanton, dem das Schloss gehört, einen Betreiber für
die gesamte Anlage sucht. Dieser soll alle touristischen Angebote
aus einer Hand anbieten. Im Gegensatz zum Schaffhauser Modell wird
dafür aber nicht eigens eine Betreibergesellschaft gegründet.
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Besonders viel wird sich in den Bereichen Gastronomie und Hotellerie
ändern. Der Mietvertrag mit der SV Group, der bisherigen
Pächterin, wurde bis 2021 verlängert. Die Jugendherberge
hat ein ähnliches Angebot abgelehnt und zieht bereits Ende 2019
aus. Obwohl der Umbau um vier Jahre auf 2024 verschoben wurde, soll die
Nachfolge schon 2022 übernehmen: "Wir wollen den neuen Betreiber
möglichst früh ins Boot holen, damit er beim Umbau auch mitreden
kann", sagt Thomas Maag, Sprecher der Zürcher Baudirektion.
In seinem Bericht umreisst der Regierungsrat grob seine Pläne
für die Gastronomie am südlichen Rheinfall. So sollen die
Gäste künftig eine grössere Auswahl und eine schönere
Aussicht haben. Damit sie künftig das Rheinfallbecken im Blick
haben, muss das Restaurant verlegt werden. Nötig ist auch die
Aufwertung der Kücheninfrastruktur. Zudem soll das kleine Museum
nicht länger isoliert betrieben, sondern in den Gastronomie- und
Hotelleriebetrieb integriert werden. Mit nur 42 766 Eintritten bei
insgesamt über 730 000 Rheinfallbesuchern im Jahr 2018 gilt es
als Sorgenkind. Die Parkplatzfrage ist noch offen
Ob künftig auch auf der Zürcher Seite gebührenpflichtige
Parkplätze geschaffen werden, ist noch nicht entschieden. Direkt
betroffen wären die anliegenden Gemeinden Dachsen und Uhwiesen,
die zusätzlichen Suchverkehr befürchten, wie es im Bericht
des Regierungsrats heisst. Allerdings ist dort auch von flankierenden
Massnahmen die Rede, die man dann ergreifen könne.