02 Oktober 2024
Neuer Rundweg fuer den Rheinfall? |
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Schaffhauser Nachrichten vom 2. Oktober 2024
2,4 Kilometer lang und barrierefrei Neuhauser Designer hat einen neuen
Rundweg für den Rheinfall entworfen
Ueli Etter kann sich auch einen Panoramaweg auf Stelzen
vorstellen. Grafik: Ueli Etter Künstler und Designer Ueli Etter
hat einen Vorschlag für einen Panoramaweg samt neuer Brücke
am Rheinfall ausgearbeitet. Dieser wäre rund zweieinhalb Kilometer
lang und barrierefrei.
Viele Fussgängerwege führen zum Rheinfall. Steile und
flache. Geteerte und gekieste. Solche mit Treppen, solche ohne. Was jedoch
fehlt, ist ein barrierefreier Weg auf ähnlichem Höhenniveau rund
um das Rheinfallgebiet. Ueli Etter würde das gerne ändern. Und
hat einen mutigen Projektvorschlag vorgelegt.
Etter lebte bis zum dritten Lebensjahr in Neuhausen, danach zog die
Familie nach Uhwiesen. Nach vielen Jahren in Berlin ist der Künstler
und Designer inzwischen in Tel Aviv zu Hause. Dort hat er sich im
letzten halben Jahr dem Rheinfall gewidmet. "Es war eine gute Ablenkung
während einer trostlosen Zeit in Israel", sagt er.
"Ich wunderte mich, warum der Parkplatz so provisorisch und unattraktiv
aussieht."
Ueli Etter über den Parkplatz 4 nahe Nohl Die Idee zum Panoramaweg
kam ihm bei einem Spaziergang am Rheinfall im letzten Winter. Damals
war der 61-Jährige zu Besuch in der alten Heimat. "Da stand ich
plötzlich auf diesem Kiesplatz." Die Rede ist vom sogenannten
Parkplatz 4 nahe Nohl, auf dem auch Wohnmobile parken dürfen. "Ich
wunderte mich, warum der Parkplatz so provisorisch und unattraktiv
aussieht."
 Etter auf dem Kiesparkplatz 4. Bild: Saskia Baumgartner Etter
fragte sich ebenfalls, weshalb es beim Parkplatz keine Informationen
zum Rheinfallgebiet gibt. Oder einen ersten Aussichtspunkt. Denn vom
Parkplatz aus wäre der Wasserfall bereits sichtbar. "Eine Schneise in
die Hangböschung würde genügen", sagt Etter. Stattdessen
sehe man das Spektakel während des Fussmarsches vom Parkplatz 4
zum Rheinfallbecken nie.
Etter schoss bei seinem Besuch im Winter Fotos, dokumentierte, wanderte
nochmals rund um den Rheinfall. Dann recherchierte er. Und wurde dabei
auf das Postulat "Rheinfall endlich und gesamtheitlich aufwerten" aus dem
Kantonsrat aufmerksam. Zurück in Tel Aviv setzte er sich an seinen
Schreibtisch und begann, einen Panoramaweg zu skizzieren. Gedanken, wie
ein solcher politisch, finanziell oder naturschutztechnisch umsetzbar
wäre, schob er beiseite. "Das habe ich erst einmal ignoriert,
um dem Projekt vorderhand nicht den Wind aus den Segen zu nehmen."
"Laufemer um de Rhyfall!" Herausgekommen ist eine Broschüre mit
dem Titel "Laufemer um de Rhyfall!". Auf 47 Seiten stellt Etter seinen
Projektvorschlag vor: ein 2,4 Kilometer langer Rundwanderweg auf rund
390 Metern über dem Meer. Das ist in etwa das Höhenniveau des
Parkplatzes 4, aber auch jenes der Eisenbahnbrücke, die über
den Rheinfall führt. Der Weg würde in den Hängen des
Rheinfallbeckens und auch auf Zürcher Seite verlaufen. Stets im
Blick: der Wasserfall.
Für den neuen Rundweg wäre eine Fussgängerbrücke
nötig. Grafik: Ueli Etter ssber den Rhein gelangt man einerseits
über die bestehende Eisenbahnbrücke. Andererseits über eine
neue Fussgängerbrücke. Diese soll nach Etters Vorstellung direkt
beim Parkplatz 4 entstehen. In seiner Broschüre hat Etter diverse
Brückenvarianten gezeichnet. Er könne sich stattdessen auch
gut eine Seilfähre über den Rhein vorstellen, so wie in Basel.
Etter wollte dem Rheinfall einen Rahmen geben, der ihm gerecht wird. Bei
seinem Vorschlag ging es dem Künstler nicht darum, allzu genaue
Vorgaben zu machen. Etwa wie breit der Rundweg sein soll, aus welchem
Material oder in welchem Design. "Ich habe mich zeichnerisch auf Ablauf,
verschiedene Perspektiven und Stimmungen konzentriert."
Was für ihn jedoch klar wäre: Die dem
Rheinfall am nächsten gelegenen â und kleinsten â Parkplätze
1 und 2 müssten aufgehoben werden. Auf diesen Arealen schwebt Etter
stattdessen eine parkähnliche Anlage zum Verweilen vor. Aufgestockt
werden müssten stattdessen die Parkplätze 3 und der
Kiesparkplatz 4, wo ein Parkhaus gebaut werden solle. Auf den Hinweis,
dass ein solches Parkhaus bereits seitens Kanton in Abklärung sei,
reagiert Etter erstaunt. "Ach wirklich, das wusste ich nicht."
Etter hält ein neues Parkhaus auf dem Parkplatz 4
für notwendig. Von hier aus würde man entweder per
neuer Fussgängerbrücke oder per Seilfähre auf die
andere Rheinseite gelangen. Grafik: Ueli Etter Seine Broschüre
"Laufemer um de Rhyfall!" hat Ueli Etter inzwischen bei den Initianten
des Postulats, dem Neuhauser Gemeindepräsidenten Felix Tenger,
Schaffhauserland Tourismus sowie den zuständigen Behörden
beider Kantone übergeben. Auch bei Patrick Spahn. Dieser ist
Departementssekretär des kantonalen Baudepartements und Mitglied
der kantonsübergreifenden IG Rheinfall. Spahn sagt, dass er das
Dokument noch nicht vertieft geprüft habe. "Grundsätzlich
ist es aber so, dass für den Kanton alles interessant ist, was
den Rheinfall betrifft. Wir werden entsprechend das Dossier mit grossem
Interesse studieren."
Etter erhofft sich, mit seiner Vision eine Diskussion zu erzeugen. Sollte
das Projekt je konkret werden und es dereinst einen Wettbewerb geben,
würde er sich zusammen mit einem Architekten bewerben. Bis dahin
sei er froh, einen Denkanstoss geliefert zu haben.