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07 Oktober 2022

Dynamo in der Rheinschlaufe

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SN vom 07. Oktober, 2022

Schaffhauser Nachrichten vom 7. Oktober 2022
SN:
 Seit 65 Jahren liefert das Wasserkraftwerk in Rheinau wertvolle
 Bandenergie. Dafür nutzt es den Höhenunterschied zwischen dem
 Rheinfallbecken und dem Stollenauslauf. Ein Augenschein vor Ort.
 
 Das Rheinauer Wasserkraftwerk wurde zwischen 1952 und 1957 erbaut. Es
 nutzt dabei den Höhenunterschied von 11,5 Metern zwischen dem
 Rheinfallbecken und dem Stollenauslauf aus, um mit zwei Turbinen mit
 jeweils 20 700 Kilowatt Leistung wertvollen Strom, unabhängig von
 Tageszeit und Wet- ter, als Bandenergie zu produzieren. Die bei- den
 Turbinen sind 66-jährig und laufen mit exakt 93,75 Umdrehungen
 pro Minute. "Dies ist bedeutend, damit die Stromfrequenz von 50
 Hertz eingehalten werden kann", führt Betriebsmitarbeiter Raphael
 Höneisen auf einer Führung aus. Weicht die Zahl zu stark nach
 oben oder unten ab, so können an den grossen elektrischen Maschinen
 oder sensiblen Geräten Schäden entstehen. "Unser Kraftwerk
 hat die beste Leistung bei 400 Kubikmeter Wasser pro Sekunde", so
 Höneisen weiter. Erreicht wird dies im Mittel an 135 Tagen pro Jahr.
 
 Wertvolle Bandenergie Der durch das Wehr verursachte Rückstau
 reicht bis ins Rheinfallbecken.  "Die Stauhöhe muss ganzjährig,
 unabhängig von der Wasserabflussmenge im Rhein, konstant gehalten
 werden", erklärt Höneisen. Mindestens 5 Kubikmeter Wasser pro
 Sekunde fliessen als Restwassermenge in die Rheinschlaufe. Im Kommandoraum
 kann die ganze Anlage überwacht und gesteuert werden, von hier aus
 wird das Übersetzen von Booten über die beiden Hilfswehren
 und das Hauptwehr koordiniert, indem man die für den Bootstransport
 eingesetzten Schlitten auf Rädern mit dem Auswassern über die
 Wehre zieht und danach auf der anderen Seite wieder einwässert. Die
 hier produzierte Energie stellt die Grundversorgung im Netz und eine
 stabile Stromfrequenz sicher. Pro Jahr resultieren so zwischen 235 und
 240 Millionen Kilowattstunden Strom; im Sommerhalbjahr werden davon 56
 Prozent, im Winter 44 Prozent erzeugt. Die Schweiz beansprucht gemäss
 den Besitzverhältnissen 61,7 Prozent der Stromproduktion, der Rest
 steht Deutschland zu.
 
 Um die in Rheinau erzeugte Jahres-Strommenge, die in etwa der
 zwölffachen Leistung der deutschen Windkraftanlage "Verenafohren"
 an der Grenze zur Schaffhauser Gemeinde Büttenhardt entspricht,
 mit Fotovoltaik zu produzieren, bräuchte es eine Dachfläche
 von 126 Hektaren oder 177 Fussballfeldern.
 
 Konzession läuft bis Ende 2036 Die aktuelle Konzession läuft
 nach 80 Betriebsjahren per Ende 2036 aus, damit kommt allenfalls das
 Heimfallrecht zum Zug. Dieses benötigen die Energieproduzenten
 von den Standortkantonen und -gemeinden für den Kraftwerksbau und
 die Wassernutzung. Die Kraftwerksbetreiber liefern dafür pro Jahr
 landesweit rund 550 Millionen Franken an Wasserzinsen ab.  Mit dem
 Heimfall übernimmt der Standortkanton ein Kraftwerk.
 
 "Unser Kraftwerk hat die beste Leistung bei 400 Kubikmeter Wasser pro
 Sekunde."
 
 Vor allem die geringe Restwassermenge, welche durch die Rheinschlaufe
 fliesst, sorgt bei Umweltverbänden für Kritik. Noch im Januar
 2019 forderte die Gewässerschutzorganisation "Aqua Viva", teilweise
 aus dem Rhein- aubund entstanden, die Restwassermenge auf 150 Kubikmeter
 pro Sekunde zu erhöhen und die beiden Hilfswehre abzusenken. 
 
Viva setzt darauf, dass auf eine Konzessionserneuerung verzichtet und das Kraftwerk vollständig zurückgebaut wird. Als mögliche Alternative steht ein Umbau von einem Ausleit- in ein Laufkraftwerk, bei dem der Zufluss dem Abfluss entspricht, im Raum. Ob aber aufgrund der aktuellen Strommangellage solche Ideen umgesetzt werden, bleibt vorerst offen.
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