Schaffhauser Nachrichten of October 31, 2022
Am Samstagabend fand ein Konzert der Veranstaltungsreihe "Klang und
Wort am Rheinfall" in der reformierten Kirche Laufen am Rheinfall
statt. Passend zum Motto "La vita, che passa" stand die Erfahrung
von Vergänglichkeit und Begrenztheit des menschlichen Lebens im
Zentrum. "So wie die Sanduhr Körnchen um Körnchen herunterrinnt,
so endet das Leben. Es heisst aber nicht, dass das Konzert zu Ende ist,
wenn die Sanduhr gelaufen ist", sagte Pfarrer Siegfried Arends, indem er
auf die laufende Sanduhr auf der Kanzel hinwies. Das Barockensemble Le
risonanti sfere spielte Domenico Mazzocchis Monodie "Comparatione della
nostra vita ad un horlogio a polvere". Der Komponist verglich das Leben
mit einer Sanduhr und behandelte eines der zentralen Motive der Kunst des
17.Jahrhunderts: die Vanitas, Symbol für die Vergänglichkeit und
Flüchtigkeit des menschlichen Lebens. Zu Beginn liess Adrían
Blanco mit der Chitarrone tiefgehende Klänge ertönen. Nach
einem kurzen Solo leiteten Julius Lorscheider am Cembalo und Martin
Jantzen an der Diskantgambe einen Übergang zu helleren Klängen
ein, die von Sopranistin Charlotte Nachtsheim weitergetragen wurden.
Passend zur Melancholie des Barocks, war das Konzert geprägt von
tiefsen-timentalen Klängen, die nicht zum Schwelgen einluden. Denn
immer funkten dem Zustand der Melancholie treibend-spielerische
Klänge dazwischen, was beim Zusammenspiel von Adrían
Blanco an der Barockgitarre und Martin Jantzen an der Lirone deutlich
wurde. Letzterer beeindruckte durch leise, intensive Klänge.
Zur Musik las das Pfarrehepaar Irmgard Keltsch und Siegfried Arends
Texte aus dem Alten Testament und von zeitgenössischen Autoren vor.
Keltsch sprach, wie als Antwort auf die Hochemotionalität des
Barocks, die ebenfalls als ein Zeitalter der Seuchen, Kriege und Krisen
bekannt sind, einen Segen: "Gott erhebe sein Angesicht auf dich und halte
dich fest, im Glauben, dass das -Leben lebendiger ist als der Tod." (mho)