Statt laut brausend über die Felsen zu stürzen, gluckert
der Rheinfall still und leise ins Glas. Möglich machen dies
zwei Unternehmer aus dem Kanton Schaffhausen, die Rheinfall-Wasser in
Getränkedosen verkaufen. Abgefüllt wird es in der Schaffhauser
Brauerei Falken.
Die Idee stammt von Marketing-Fachmann Harald Krämer. Seinen
Nachbarn, den Neuhauser Schifffahrtsunternehmer Thomas Mändli,
konnte er sofort dafür begeistern. Denn dieser wird immer wieder
auf das klare Wasser angesprochen. "Vor allem für Besucher aus
dem arabischen Raum ist es unvorstellbar, dass wir Wasser von solcher
Qualität für die Toilettenspülung verwenden," sagt er.
Genau genommen stammt das Wasser in den deutsch und englisch beschrifteten
Dosen nicht aus dem Rheinfall, sondern aus dem Grundwasser darunter. Somit
ist es nichts anderes als Neuhauser Trinkwasser.
Die Qualität wird regelmässig vom kantonalen Labor
untersucht. Beim Abfüllvorgang wird es nochmals kontrolliert,
so dass die Qualität des Trinkwassers "äusserst hoch" sei,
sagt Krämer.
Grosse Unterstützung erhielt das Projekt von der Brauerei Falken
AG. Es habe gerade einmal zehn Minuten gebraucht, um Falken-Chef Markus
Höfler von der Idee zu überzeugen. Trotzdem dauerte es bis
zur Umsetzung rund eineinhalb Jahre. Kompliziert war vor allem die
rechtliche Abklärung.
Bis zur ersten Abfüllung im Mai waren Krämer und Mändli
mehr als einmal nahe am Herzinfarkt, erinnern sie sich. So hätte
beinahe die Deutsche Bahn das Projekt zum Scheitern gebracht. Denn die
Dosenhüllen sollten per Bahn nach Schaffhausen gebracht werden. Doch
ein Streik legte den Verkehr lahm, der Zug steckte irgendwo fest.
Die Abfüllanlage war jedoch bereits umgestellt und bereit für
die Abfüllung des Rheinfall-Wassers. In aller Eile musste eine
Lösung her. Und tatsächlich, Krämer und Mändli
schafften es, jemanden zu finden, der wusste, wo genau der gesuchte Waggon
stand. Per Gabelstapler wurden die Dosenhüllen von der Bahn auf
einen Lastwagen geladen und auf der Strasse nach Schaffhausen gefahren.
Die Brauerei Falken legte ihre Abfüllanlage dafür einen
Nachmittag und eine Nacht lahm. "Hut ab vor Falken", sagen die beiden
und sind heute noch begeistert über so viel Entgegenkommen. Sonst
hätte erst Ende Juli wieder abgefüllt werden können. Und
dann geht die Touristensaison am Rheinfall schon fast wieder zu Ende.
Inzwischen ist klar: Das Rheinfall-Wasser in Dosen kommt an. Die Nachfrage
hat die Erwartungen weit übertroffen, nach zwei Monaten ist bereits
die Hälfte der 50'000 Dosen aus der Erstabfüllung verkauft -
und längst nicht nur als Andenken. Das Wasser wird auch sofort vor
Ort als Durstlöscher getrunken, wie ein Blick in die Abfallkübel
zeigt.
Nachfrage kommt jedoch auch von unerwarteter Seite. So haben Schaffhauser
Unternehmen und Banken das Rheinfall-Wasser für sich entdeckt
und servieren die dekorativen Dosen bei Besprechungen mit Kunden und
Geschäftspartnern.
Die beiden umtriebigen Rheinfall-Promoter entwickeln derweil schon
weitere Ideen. So können sie sich beispielsweise Sondereditionen
mit verschiedenen Sujets zu bestimmten Anlässen vorstellen: der
Rheinfall als Sammelobjekt.
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