Only the Zuerich Weinland as well as the Boezberg in Aargau are geeologically investigaged further
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Landbote of January 4, 2019
From the Landbote:
Nur noch das Zürcher Weinland und Unterland sowie der Aargauer
Bözberg sollen für den Bau des Endlagers weiter geologisch
untersucht werden. Das entschied der Bundesrat im November. Die Nationale
Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra)
wird voraussichtlich im Jahr 2022 bekannt geben, in welcher der drei
Regionen sie das Endlager bauen will.Wie der Bundesrat zu seinem Entscheid
gekommen ist und wie es nun weitergeht, darüber informiert das
Bundesamt für Energie (BFE) demnächst an zwei Anlässen
in der Region. Allerdings finden die beiden Veranstaltungen nicht im
zentralen Gebiet der Endlagerregion statt, etwa in Marthalen, Benken
oder Trüllikon, sondern in der Stadt Schaffhausen (21. Januar)
und in der deutschen Gemeinde Jestetten (31. Januar).
Dass der Bund ausserhalb der direkt betroffenen Gemeinden die
Bevölkerung informieren will, sorgt da und dort für
Ärger. So wollte ein Mitglied der Regionalkonferenz an der letzten
Vollversammlung vom 24. November wissen, wieso das BFE nicht im Weinland
informiere. Der Veranstaltungsort in Jestetten sei in der Leitungsgruppe
heftig diskutiert worden, antwortete Jürg Grau (SVP), Präsident
der Leitungsgruppe und der Regionalkonferenz. Daraufhin habe die
Leitungsgruppe beim BFE interveniert. Denn die Mehrheitsmeinung im
Vorstand war: Es gehe nicht an, dass in den am stärksten betroffenen
Gemeinden nicht informiert werde. "Das ist kein Votum gegen Deutschland",
fügte Grau hinzu. Nach der Intervention habe das BFE die zweite
Veranstaltung in Schaffhausen angeboten - und versprochen, dass die
nächste Informationsveranstaltung wieder im Weinland stattfinden
werde. Das Ganze nahm die Leitungsgruppe zur Kenntnis.
Stefan Jordi vom BFE rechtfertigte die Wahl der beiden
Veranstaltungsorte. Die letzten fünf Informationsveranstaltungen
hätten im Weinland stattgefunden. Daher habe man sich nun
ausnahmsweise für andere Gemeinden in der Standortregion
entschieden. Denn auch dort sei man betroffen, sagte Jordi. Schliesslich
appellierte er an die Gelassenheit der Konferenzteilnehmer - es handle
sich ja nur um Informationsveranstaltungen.
An der Marthaler Gemeindeversammlung im Dezember kritisierte Paul
Mayer die Wahl des deutschen Veranstaltungsortes. Der Marthaler
ist Präsident der Weinländer SVP und kandidiert für
den Zürcher Kantonsrat. Es könne nicht sein, dass die
Weinländer für eine sie betreffende Informationsveranstaltung
nach Deutschland müssten.
"Störend" und "unschön" findet das auch Matthias Stutz auf
Anfrage. Er ist Gemeindepräsident von Marthalen und ebenfalls auf
der SVP-Kandidatenliste für den Kantonsrat. Er ist zudem Mitglied
der Leitungsgruppe. Auch er fände es angebracht, wenn nach dem
Bundesratsentscheid im "Zentrum des Geschehens" informiert würde.
Natürlich solle man auch in Schaffhausen und Deutschland die
Bevölkerung informieren, aber erst später.
Dass in der Leitungsgruppe der Regionalkonferenz keine Einigkeit
herrscht, das zeigte die Wortmeldung von Peter Neukomm (SP) an der
letzten Vollversammlung. Er ist Stadtpräsident von Schaffhausen und
Vizepräsident dieser Gruppe. Er sei "etwas irritiert" über die
Kritik an den beiden Veranstaltungsorten. Nach sieben Jahren erstmals
nach Schaffhausen an eine Informationsveranstaltung zu kommen, das sei
"absolut zumutbar". Und er erinnerte daran, dass er als Schaffhauser
Stadtpräsident 52 Prozent der von einem Endlager betroffenen
Bevölkerung vertrete.
Zwischen dem Weinland und Deutschland gibt es einen weiteren schwelenden
Streit. Es geht dabei um Ira Sattler, die Bürgermeisterin der
deutschen Gemeinde Jestetten. Seit etwa drei Jahren schon will sie Einsitz
nehmen in der Leitungsgruppe der Regionalkonferenz, damit ihre Gemeinde
in der Schweizer Endlager-Standortsuche mehr mitreden kann. Weil ihr das
aber verwehrt worden war, verhinderte die Gemeinde im Frühjahr 2016
die Nagra-Messungen auf Jestetter Boden.
An der letzten Vollversammlung der Regionalkonferenz im November brachte
die deutsche Seite die Personalie Sattler erneut aufs Tapet. Sie stellte
den Antrag, die Leitungsgruppe um ein Mitglied zu erweitern und den
zusätzlichen Sitz mit Ira Sattler zu besetzen.
Er habe Verständnis für den Antrag, sagte
Konferenzpräsident Grau. Er persönlich unterstütze diesen
auch. Doch es habe deswegen Diskussionen gegeben. Dass Jestetten die
Messungen der Nagra verhindert habe, sei "nicht kooperativ" gewesen. Und
an die Adresse des deutschen Antragstellers, einem Landesbeamten,
formulierte Grau eine Bitte: Wenn die Nagra wieder einmal Untersuchungen
in Jestetten durchführen wolle, dann solle er Einfluss auf die
Gemeinde nehmen. Schliesslich würden solche Untersuchungen der
Sicherheit des Endlagers dienen.
Danach ergriff Sattler selber das Wort und rechtfertigte das damalige
Verhalten ihrer Gemeinde. Man habe Jestetten die Betroffenheit
absprechen und dort gleichzeitig seismische Messungen durchführen
wollen. Damit habe man indirekt zu erkennen gegeben, dass ein Schweizer
Endlager Auswirkungen auf Jestetten hätte. Daher habe der Jestetter
Gemeinderat die Bedingung gestellt, dass sie als Bürgermeisterin
im Gegenzug Einsitz in die Leitungsgruppe der Regionalkonferenz nehmen
könne.
Die zwölfköpfige Leitungsgruppe hat allerdings noch nicht
entschieden, ob sie Sattler der Vollversammlung zur Wahl empfehlen
will. Das war der Grund, wieso an der letzten Versammlung nicht
über den deutschen Antrag abgestimmt und Sattler noch nicht
gewählt wurde. Angeblich soll er relativ kurzfristig eingereicht
worden sein. Was denn die Meinung der Leitungsgruppe sei, wollte ein
Konferenzmitglied wissen. Die Gruppe habe noch keinen Beschluss gefasst,
antwortete Grau. Trotzdem meldeten sich dann einzelne Mitglieder der
Leitungsgruppe zu Wort und sagten ihre individuellen Meinungen. Er
begrüsse die zusätzliche Wahl Sattlers, sagte etwa Stephan
Rawyler, Gemeindepräsident von Neuhausen SH. Dies, obschon dadurch
der Kanton Schaffhausen in eine Minderheitsposition hineingerate. Sattler
wäre in seinen Augen ein Gewinn für die Zusammenarbeit in der
Leitungsgruppe. Weitere Mitglieder äusserten sich nicht inhaltlich
zum deutschen Antrag. Vielmehr verlangten sie dessen Zurückstellung
- er soll zuerst in der Leitungsgruppe diskutiert werden. Erst danach
soll die Vollversammlung am 14. Februar über die Wahl Sattlers
entscheiden. Nach der letzten Vollversammlung sagte Grau dem "Landboten",
dass er davon ausgehe, dass die Leitungsgruppe Ira Sattler einstimmig
zur Wahl vorschlagen werde.
Marthalens Gemeindepräsident Matthias Stutz hält das Verhalten
Deutschlands bei der Verweigerung der Nagra-Messungen im Frühjahr
2016 noch heute für nicht angebracht. Es sei damals versucht
worden, die Regionalkonferenz mit der geforderten Wahl Sattlers in die
Leitungsgruppe zu erpressen. Ob Stutz heute für oder gegen die Wahl
Sattlers ist, dazu wollte er sich letzten Donnerstag nicht äussern.