"Unweit des Rheinfalls rutscht ein Hang, weshalb ein internationaler Radweg
derzeit gesperrt ist. Die Bauarbeiten zur Stützung dürften
teuer werden.
Es ist nicht irgendein Radweg, der von Flurlingen zum Schloss Laufen
am Rheinfall führt. Der Abschnitt ist Teil der europäischen
Radwege vom Schwarzen Meer an den Atlantik und von Andermatt nach Hoek
van Holland bei Rotterdam. Etwa der letzte Kilometer bis zum Rheinfall
verläuft im Wald dem Fluss entlang. Doch seit Mitte Januar ist diese
Strecke im Gebiet Buechhalden für Radfahrer und Fussgänger
wegen Hangrutschen gesperrt."Besonders für Radtouristen hat diese
Sperrung sehr unliebsame Folgen", sagt Martin Harzenmoser. Er wohnt
an der Strasse, an deren Ende der gesperrte Abschnitt beginnt. Die
Touristen seien gezwungen, die steile Ausweichroute über den Kirchweg
"mit Sack und Pack hochzuradeln". Der Höhenunterschied bis hoch
nach Uhwiesen beträgt gut 90 Meter. Tag für Tag beobachtet
Harzenmoser Velofahrer, die am Kirchweg stehen und sich fragen:
"Müssen wir wirklich da rauf?"
Eine Risikoanalyse habe ergeben, "dass es zu weiteren Erdrutschen kommen
kann", sagt Thomas Maag, Sprecher der kantonalen Baudirektion. Der
Kanton Zürich ist Eigentümer des Wegs und haftet
entsprechend. Während der Sperrung lehnt er jede Haftung für
die Benutzung des Wegs ab.
Laut der Baudirektion sind die sehr umfangreichen geologischen
Abklärungen mittlerweile abgeschlossen. Aufgrund der Resultate werden
nun verschiedene bauliche Massnahmen geprüft. "Bis diese umgesetzt
sind, dauert es noch eine Weile", so Maag weiter. Die Untersuchungen
hätten ergeben, dass nicht nur die Gefahr sogenannter Hangmuren
besteht; eine Mure ist ein talwärts rutschendes Gemisch aus Erde,
lockerem Gestein, Vegetation und Wasser. "Der gesamte Hang entlang des
1.2 Kilometer langen Wegabschnittes befindet sich in einer permanenten
Rutschung." Zur Sicherung des Rheinuferwegs brauche es voraussichtlich
umfassende bauliche Massnahmen, "die sowohl finanziell als auch baulich
sehr aufwendig sind".
Eine permanente Rutschung meint, dass ein Hang kontinuierlich und
gleichmässig über lange Zeiträume - Jahrhunderte oder
Jahrtausende - rutscht.
Die geologischen Untersuchungen wurden nötig, weil das betroffene
Gebiet ausserhalb der Naturgefahrenkarte liegt, wo Basisdaten bislang
noch fehlten. Im oberen Teil der steilen Buechhalden liegen solche Daten
jedoch bereits vor. Und im dazugehörigen Bericht vom Juni 2017
ist dabei die Rede von "permanent rutschenden Hangbereichen", wobei das
Gebiet Buechhalden namentlich erwähnt wird. "Gefährdungen durch
Massenbewegungen", heisst es im Bericht zu den Naturgefahren. Der obere
Hangbereich ist auf der Karte mit der mittleren Gefahrenstufe markiert.
Austretendes Quellwasser am Hang, heftige und lange andauernde
Regenfälle oder eine intensive Schneeschmelze können Hangmuren
oder -rutschungen auslösen. Sobald der Boden mit zu viel Wasser
gesättigt ist, gerät er ins Rutschen. Bauliche Gegenmassnahmen
können zum Beispiel Entwässerungsgräben sein. Erst
vor eineinhalb Jahren habe der Kanton versucht, den Hang und den
instabilen Weg zu sanieren, sagt Harzenmoser weiter. "Mit mässigem
Erfolg." So seien die Entwässerungsrohre weggeschwemmt worden und
der frisch gekieste Weg sei innert kürzester Zeit gewölbt
gewesen. "Die Radfahrer mussten fürchten, mit ihren Velos den Rhein
hinunterzurutschen." Was der Kanton jetzt plant, ist noch offen.
Oberhalb des gesperrten Radwegs plant der Kanton den Bau eines neuen
Radwegs für geschätzte 4.4 Millionen Franken. Dieser neue Weg
ist vorwiegend als Schulweg zwischen Dachsen und Uhwiesen gedacht. Laut
der Baudirektion ist nicht geplant, die Route unten am Rhein deswegen
aufzuheben, die hauptsächlich dem Freizeitveloverkehr dient. Zudem:
Ein Abschnitt des geplanten Radwegs verläuft auch im Problemhang
Buechhalden. Und zwar im oberen Teil, der auf der Naturgefahrenkarte
bereits eine "mittlere Gefährdung" aufweist."
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